TenHagen Quartett

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„Indianer sind entweder
auf dem Kriegspfad
oder rauchen die Friedenspfeife.
Geschwister können beides.“

Kurt Tucholsky

Vereint in der Harmonie der Klänge

Das TenHagen Quartett spielt Werke von Haydn, Bacewicz und Mendelssohn Bartholdy.


Zusammenklänge voller Erwartungen und Vorahnungen, über die sich eine Melodie wie das erste Licht erhebt –  so beginnt Haydns Sonnenaufgangs-Quartett op. 76 Nr. 4. Schon bald erstrahlt dieses Licht zu vollem Glanz, mit Tatendrang und Lebensfreude brechen die vier Stimmen in ganz neue harmonische Welten auf.  In seinen Büchern zur Weltharmonik stellt Kepler dar, wie wohltuend die Harmonien der Musik auf den Menschen wirken und bezeichnet die Musik als „ein Geschenk des Himmels“. Und in der Tat: So wie das Planetensystem in den Umlaufbahnen um die Sonne seine ganz eigenen Gesetze der Ordnung und Harmonie hat, so schafft auch Haydn ein Universum der Töne, in dem jeder seinen ganz eigenen Platz hat. Wie ließe sich das besser realisieren als im Streichquartett, in dem jedes Instrument einen individuellen Charakter besitzt und doch ein Einklang entsteht, der die Obertonschwingungen in ihrer Vollkommenheit erstrahlen lässt?


150 Jahre später entdeckte die polnische Komponistin Grażyna Bacewicz ganz neue Geheimnisse der Klänge: Ihr viertes Streichquartett lebt vor allem von der Harmonie der rhythmischen Proportionen und der Kraft des Pulses. Sie selbst bezeichnete ihre Antriebskraft als „winzigen unsichtbaren Motor“, der sie in 10 Minuten vollbringen ließ, wozu andere eine Stunde benötigten. Sowohl als Komponistin als auch als Schriftstellerin tätig, gelang ihr in ihren Kompositionen eine Synthese aus klassizistischer Formgebung, moderner Harmonik und Elementen polnischer Folklore, aus Dynamik, Motorik und Weite des Ausdrucks. So ließ sie Kunstwerke entstehen, die sich auch vor dem Hintergrund des Stalinismus und des sozialistischen Realismus behaupten konnten.


Nur wenn die Klänge durch unser Inneres als harmonisch empfunden werden, nur im Wechselspiel mit der Seele, können Musikwerke wirklich lebendig werden. Robert Schumann schrieb einmal über seinen Komponistenkollegen Felix Mendelssohn Bartholdy: „Er ist der Mozart des 19. Jahrhunderts, der hellste Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt.“ Tatsächlich gelang es dem jungen Mendelssohn schon in seinem Streichquartett op. 12, eine Welt voller Fantasie, Farbenreichtum und Reinheit zu schaffen. Besonders die Canzonetta, der geheimnisvolle Scherzosatz, gleichsam ein „Lied ohne Worte“ in italienischem Stil, weckt Gefühle voller Innerlichkeit, die an Goethes „Mignon“ und ihre Sehnsucht nach ihrem Heimatland Italien erinnern: 

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh’n,
Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glüh’n,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
               Dahin! Dahin
Möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, zieh’n!“

 

 

Auch diese Harmonie der Natur spiegelt sich in der Tonsprache von Mendelssohns Streichquartett wider. Am Ende zitiert die 2. Violine eine zentrale Phrase aus dem Kopfsatz, und so schließt sich der Zyklus des Werkes – in vollkommener Harmonie.

 

 

Joseph Haydn

(1732 – 1809)

Streichquartett B-Dur op. 76 Nr. 4 „Sonnenaufgang“

Allegro con spirito
Adagio
Menuetto (Allegro)
Finale (Allegro ma non troppo)

 

Grażyna Bacewicz
(1909 – 1969)

Streichquartett Nr. 4

Andante - Allegro
Andante
Allegro giocoso

 

Pause

 

 

 

Felix Mendelssohn Bartholdy
(1809 – 1847)

Streichquartett Es-Dur op. 12

Adagio non troppo – Allegro non tardante
Canzonetta : Allegretto
Andante espressivo
Molto allegro e vivace